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Was ist "nachhaltiges Design"?

Ein Beitrag von Frau Prof. Dr. phil. Marina-Elena Wachs.

 

Mit der Perspektive als Industrial Designerin und Damenschneidermeisterin, muss diese Frage - „was ist nachhaltiges Design?“- zunächst mit der Beantwortung der Frage: „Was ist gutes Design?“ eingeführt werden:

„Design“ ist ehemals und heute zum einen als „Skizze“, Entwurf definiert. Zum anderen wird mittels Design der aktiv gestaltende Prozess konzipiert und kommuniziert:

Über die Skizze wird ein Produkt oder Konzept, das bestimmte Funktionen erfüllen muss, gestaltet. Diese Skizze kann analog, also manuell und/oder digital, vernetzt kreiert werden.

Die Eigenschaften eines „guten Designs“ sind spätestens mit den theoretischen Grundlagen – und auch in strategischer Weise nutzbaren Beschreibungen – von Jochen Gros, Herbert Lindinger, Dagmar Steffen, Brigitte Wolf, Bernhard Bürdek, Dieter Rams und weiteren Designtheoretiker*innen und -praktiker*innen nicht allein aus Deutschland konkretisiert. (Vgl.: Vertiefend hierzu weitere Texte von M. E. Wachs in den Jahren 2019-2021 und im Buch ‚Design Engineering – sustainable and holistic‘, Avedition, 2022).

Entsprechend den zehn Thesen für „gutes Design“ legt Dieter Rams, unter anderem mit der Zuspitzung im Satz: „So wenig Design wie möglich“ fokussiert, den Nachhaltigkeitscharakter des Designs mit gesellschaftlichem und industriellem Anspruch fest.

Nachhaltiges Design muss spätestens seit den 1970er Jahren - im Bewusstsein des Report of Club of Rome und dem Brundtland Report - auf die Bereiche von sozialen, ökologischen und ökonomischen Businessfeldern mit holistischem Blick betrachtet und entsprechend gestaltet werden:

 

Wichtige Anforderungen an ‚Nachhaltiges Design/en‘ können wie folgend beschrieben werden: NACHHALTIGES DESIGN ERFORDERT:

  • LANGLEBIGKEIT; möglichst lange zyklische Gültigkeit des Gebrauchs des Objektes / des Systems für die Konsumenten (‚user‘);
  • ETHISCHE WERTSCHÄTZUNG; Langlebigkeit fokussiert in erster Linie ethische, werterhaltende Tragbarkeit von Produkten im individuellen Lebenskreislauf, aber auch…
  • …„FROM GENERATION TO GENERATION“; Innerhalb des kulturellen und sozialen Erbes ist das Verhalten, der Habitus von Menschen wesentlich. Im englischen Sprachraum und bezogen auf einen anthropologischen Blick, der für die Gesamtheit des Volkes wichtig ist, hat man hierfür die Begriffe des ‚cultural and material behaviour‘ geprägt (vgl.: Wachs, M.E. Material Mind, 2008)… und das erfordert:
  • VERMITTLUNG VON KINDHEIT AN; nur dann werden wir die Experten der Zukunft fördern, die nachhaltige Wirtschafts- und Gesellschaftsansprüche erfüllen können.
  • VERNETZT DESIGNEN – innerhalb diverser Designsparten und Kulturen interdisziplinär.
  • INTERLINKED TOGETHERNESS: auf Textilbereiche fokussiert bedeutet das, dass Textil- und Mode-Designer*innen, Textile Engineers, Produktentwickler, Manager und viele andere stakeholder mehr, verlinkt multimedial (analog und digital) zusammen designen.
  • DESIGN TOOLS FÜR MANAGER;…denn ebenso Manager der Textil-Industrie profitieren von Design-Tools, wie ‚design workshops‘ oder ‚design thinking‘ beispielsweise; und auch von der Bereitschaft zum Mentoring und zur Initial Teacher Education (ITE) – Methodik.
  • VERANTWORTUNG FÜR KULTUR, MENSCHEN UND PLANETEN;
  • DESIGNEN MIT HOLISTISCHEM BLICK UND PERMANENTER VERIFIZIERUNG.

 

Diese Auswahl an Parametern für das Gestalten von nachhaltigen Design-Lösungen (nach Marina-Elena Wachs, 2021), ist ein kleiner Einblick, welche Charakteristiken angestrebt werden können, welche Maßstäbe wir für die Zukunft anlegen sollten, um den Planeten und weitere Generationen resilient zu bilden. Nachhaltiges Design greift in verschiedene Bereiche der Corporate Social Responsibility /CSR) ein und ist seit Ende des 20. Jahrhunderts ein wesentlicher Teil des Marketings und von Management-Strategien – nicht allein der Mode- und Textil-Wirtschaft.

 

 

Nachhaltiges Design Wissen / Design Tools:

 

 

Über die Autorin

Nachhaltiges Designen und „sustainable design engineering education“ hat Frau Prof. Dr. phil. Marina-Elena Wachs die letzten Jahre mit den Nordischen Ländern – mit Fokus auf Schweden und UK – vergleichend erforscht und Europäische Design- und Bildungsformate weiterentwickelt. Die Ergebnisse sind in ihrer post doc thesis 2022 (Wachs, Marina-Elena, Design Engineering – sustainable and holistic‘, Avedition, 2022,  ISBN 978 – 3 – 89986 – 362 – 8) vertiefend dargestellt.